Wer meinen Blog schon länger verfolgt, der weiß, dass ich nach der Diagnose lange Zeit mit einer Angststörung und daraus resultierenden Panikattacken kämpfen musste. Diese wurden zwar nicht durch die Diabetesdiagnose an sich, sondern durch die anfängliche falsche Behandlung ausgelöst, jedoch wirkte sich die Angsterkrankung natürlich auch auf meinen Diabetes aus.
Die Angstserkrankung machte mir vor allem zu schaffen, da ich in den Momenten der Panikattacken keine Kontrolle über meinen Körper hatte und nur durch jahrelange Konfrontationstherapie geschafft habe, diese Kontrolle wiederzugewinnen.
Dieses Bedürfnis nach Kontrolle hat sich auch auf mein Diabetes Management ausgewirkt.
Da ich relativ lang in der Honeymoon-Phase meines Diabetes steckte, hatte ich teilweise sehr chaotische Werte und war auch oft unterzuckert. Diese Unterzuckerungen lösten in mir zusätzliche Panik aus, da ich Angst davor hatte, umzukippen und die Symptome einer Unterzuckerung an die meiner Panikattacken erinnerten. Ich konnte also nur schwer unterscheiden, ob das zittrige Gefühl, die wackeligen Knie und der Schwindel von einer anrollenden Panikattacke oder niedrigen Blutzuckerwerten kam.
Diese sogenannte Hypoangst verfolgte mich und ich hielt meine Blutzuckerwerte gern über 140 mg/dL, damit ich nicht in eine Hypo rutschte. Schon bei Werten unter 100 mg/dL wurde ich panisch und aß etwas. Daraus resultierte, dass ich oft auch Werte über 200 mg/dL hatte, die ich jedoch auch nicht gern korrigierte, weil ich nicht zu niedrig rauskommen wollte. Zusätzlich testete ich meinen Blutzucker ungefähr jede Stunde und kam bis auf 24 Messungen pro Tag. Dass das nicht so weitergehen konnte, war klar.
Allerdings war meine erste Priorität, die Angsterkrankung und die Panikattacken im Kern zu bekämpfen, die Diabetestherapie kam daher erst an zweiter Stelle, auch weil mein HbA1c Wert durch die Honeymoon-Phase dennoch nie über 7,2% stieg und meine Blutzuckerwerte auch selten die 250er Marke knackten.
Nachdem ich nach drei Jahren Konfrontationstherapie meine Panikattacken zwar nicht losgeworden war, diese jedoch kontrollieren konnte, wurde es Zeit, sich um andere Dinge auf meiner Prioritätenliste zu kümmern. Zwar hatte ich vorher schon versucht, weniger zu messen und meine Werte niedriger zu halten, aber es wollte sich kein richtiger Erfolg einstellen.
Besser wurde es erst, nachdem ich 2014 zu den ersten Menschen gehörte, die das Freestyle Libre als Selbstzahlerin nutzen konnten.
Eine bessere Übersicht über den Verlauf meiner Werte half mir, einen Teil meiner Angst zu verlieren. Ich wusste nun ganz genau, wie mein Blutzucker auf bestimmte Situationen wie Sport und Nahrungsmittel reagierte und konnte sehen, wann sich der Blutzucker in niedrige Gefilde bewegte. Ich denke, es ist vor allem wichtig, sich sehr genau mit den Blutzuckerwerten und dem eigenen Körper auseinanderzusetzen, um neue Sicherheit in der Therapie zu gewinnen.
Die psychische Komponente lässt sich nicht durch Logik allein besiegen, das ist klar. Aber ich konnte so schnell nachschauen, ob mit den Blutzuckerwerten alles in Ordnung ist und mir damit selbst Mut machen.
Langsam wurde ich mir auch meines Körpergefühls sicherer. Ich wusste nun genau, welche Symptome einer Unter- oder Überzuckerung zuzuordnen waren. Außerdem konnte ich nun auch spüren, wann der Blutzucker zu schnell sinkt und dementsprechend reagieren.
Eine weitere Konfrontationstherapie gab es noch umsonst dazu - immer dann, wenn ich wirklich unterzuckerte. Ich denke, niemand mag dieses Gefühl der Hilflosigkeit, wenn man stark unterzuckert ist. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Ich kann nun diese unangenehmen 10-15 Minuten aussitzen, ohne in Panik zu verfallen. Das hat zugegeben um die 5 Jahre gedauert und viel Energie gekostet, aber wichtiger ist doch, dass ich es geschafft habe und nun frei von diesen Ängsten bin.
Es gibt (leider) keine Schritt für Schritt Anleitung oder 5 gute Tipps von mir, um eine solche Angst zu besiegen. Mir hat die Konfrontationstherapie und ein Sensor bzw. angelesenes Diabetes Wissen geholfen und dazu natürlich eine große Portion Willenskraft und Disziplin.
Hast auch du Angst vor Hypos oder anderen Aspekten deines Diabetes? Schreib mir gern und berichte mir davon!
Denke immer daran: Du bist nicht allein!
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