Insulea - Mein Leben mit chronischen Erkrankungen

Ein Blog über meinen Alltag mit Diabetes Typ 1, Asthma, POTS und Endometriose.

Omnipod 5 Testbericht (ENG Version below)

Die Vorgeschichte: Von selbstgebauten DIY Loops


Als langjährige Omnipod Nutzerin war ich sehr gespannt auf den Omnipod 5, der mit dem Dexcom G6 ein Loop System bildet. Der Start ließ auf sich warten und ich stieg in der Zeit auf ein (nicht ganz legales) selbstgebasteltes System um. Der sogenannte DIY Loop ließ meine Zeit im Zielbereich ansteigen und die vielen Einstellungsoptionen halfen mir dabei - auch, um meinen Körper noch besser zu verstehen. Für mein Diabetesmanagement war das super, aber auch viel Herumprobieren und schlussendlich Arbeit. Verglichen mit dem Aufwand ohne Loop oder nur mit Pens war das natürlich absolut machbar. Gerade jede Nacht durchzuschlafen und (fast) immer mit einer ziemlich geraden Linie bei 90 oder 100mg/dL aufzuwachen war etwas, was mich vollkommen überzeugt hat. Ich konnte nach einer Pizza oder einem Buffet einfach mit einem erhöhten Blutzucker ins Bett gehen und mir sicher sein, dass der Loop meinen Blutzucker sanft nach unten begleitete, während ich (mehr oder weniger) selig schlief. Aber: Ich musste immer das kleine Verbindungsstück (Riley Link) dabei haben und wie gesagt immer wieder probieren und umstellen. 


Meine anfänglichen Erwartungen


Das ist mit der Zeit ermüdend. Wenn der Loop aber nicht vernünftig auf dich und deine Bedürfnisse eingestellt ist, kann einiges schiefgehen. Das kann auch gefährlich werden. Mit der Zeit wünschte ich mir also ein kommerzielles System mit Algorithmus, welches all das Fine-Tuning von allein übernehmen würde, solange ich es mit Grunddaten fütterte. 

So habe ich meine Erwartungen und Ansprüche an den Omnipod 5 festgehalten. Wie mein Diabetologe und ich uns einig waren, war es eher eine "vorsichtig positive" Hoffnung, meinen geliebten Omnipod endlich in die Liga der kommerziellen Loop-Systeme upgraden zu können. Ich wünschte mir vor allem ruhige Nächte, weil ich hier den wenigsten Einfluss habe (außer ich möchte nicht schlafen) und eine Unterstützung im Alltag, ohne viel selbst korrigieren oder nachdenken zu müssen.


Der Omnipod 5 vor einer Blumenwiese

Die ersten Tage mit dem Omnipod 5 - oder auch: Pod 1 und 2


Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich den Omnipod 5 dank Insulet Deutschland schon vor dem offiziellen Start in Deutschland testen durfte. Für den Start des Systems habe ich an einer Schulung von Insulet teilgenommen. Während der Schulung wurde der erste Pod zusammen gestartet. Auch wenn ich schon sehr viele Pods gestartet habe, war das doch aufregend für mich, Vorfreude eben! 

Schon davor bin ich mit meinem Diabetologen die einzustellenden Werte durchgegangen, die ich noch vom Loop System hatte. Wenn ihr wissen möchtet, was das System an „Futter“ braucht, ladet euch doch die Omnipod 5 Simulator-App herunter, da wird alles ganz genau nachgestellt. 


Es wird gesagt, dass die ersten 2-3 Pods für den Algorithmus lernen und daher noch zögerlicher reagieren. Ich denke, dass es geholfen hat, dass ich mein Diabetesmanagement die letzten Jahre mit dem DIY Loop schon „finetunen“ konnte. So hatte ich das Gefühl, dass es bei mir ab dem ersten Pod gut lief und die eingegebenen Werte und Faktoren übereinstimmten.
Nur die Nächte haben mir anfangs Probleme bereitet, wobei das hier auch Meckern auf hohem Niveau darstellt. Ich dümpelte nachts so in den 130ern (mg/dL) herum — wie oben erwähnt, war ich durch den DIY Loop eher niedrigere Werte über die Nacht gewohnt. Nach dem 4. Pod lief das dann deutlich besser und gab mir das Vertrauen in das System zurück. Schon bevor ich den letzten Omnipod aus dem Test setzte, wurde mir klar: Das ist mein neues System. Zwei Monate später habe ich nun die Bewilligung für den Omnipod 5 von meiner Krankenkasse erhalten und werde damit bald wieder starten. Ich kann es gar nicht mehr erwarten! 


Das PDM (Steuergerät) 

Pro & Contra 


Aber was hat mir nun besonders gefallen und wo wünsche ich mir Verbesserungen? Auch ihr habt mir ein paar Fragen über Instagram gestellt, die ich so beantworten möchte. Dafür gebe ich euch eine kleine Pro und Contra Übersicht: 


+ Ein sehr offensichtliches Plus ist (für mich) der fehlende Schlauch. Seit 9 Jahren trage ich nun schon Patchpumpe und das darf auch so bleiben. 

+ Das Pflaster hält bei mir sehr gut und es ist eher schwierig, den Pod nach den drei Tagen vom Arm zu bekommen.

+ Der Loop befindet sich beim Omnipod durch die SmartTechnology direkt am Körper und das Steuergerät (PDM) muss nicht die ganze Zeit dicht dran sein.

+ Die Nadel ist beim Einführen nicht sichtbar und das Einsetzen ist meist schmerzfrei. Es kann immer mal passieren, dass ich eine ungünstige Stelle erwische und es etwas zwickt, das kommt jedoch nicht oft vor.

+ Der Omnipod ist wasserdicht und kann bis zu 60min. unter Wasser sein. Ich hatte aber auch nie Probleme, wenn es länger war. 

+ Die Tragestellen können beim Wechsel gespeichert werden, was ich sehr praktisch finde! 

+ Für mich persönlich: Das Steuergerät (PDM) koppelt direkt mit dem Dexcom G6, das heißt, ich konnte mein Handy auch einfach mal zuhause bzw. außer Reichweite lassen. Für mich eine schöne Abwechslung. Die App wird schon noch kommen (wurde gerade in den USA zugelassen).

+ Dadurch habe ich auch nie Verbindungsabbrüche erlebt.

+ Es gibt einen Aktivitätsmodus. Diesen habe ich jedoch nicht genutzt. 

+ Es gibt selten abgeknickte oder verstopfte Katheter (in 9 Jahren hatte ich das vielleicht 2 Mal). 

+ Der PDM muss geladen werden und braucht keine Batterien mehr. Für manche mag das nervig sein, aber ich lade das Steuergerät einfach über Nacht auf. 

+ An die Größe habe ich mich übrigens damals auch sehr schnell gewöhnt. Mittlerweile muss ich oft nachfühlen, um überhaupt zu wissen, wo der Pod gerade liegt. Ich denke, das spricht für sich. 

- Der Omnipod kann nicht neu befüllt oder umgesetzt werden.

- Es lassen sich nicht mehr alle Alarmtöne abstellen. In Theorie ist die Idee gut, dass der Omnipod bei niedrigen Werten auch am Körper alarmieren kann, aber in der Praxis möchte ich einfach nicht piepen.
 
- Der Omnipod 5 und das Dexcom G6 müssen immer recht nah aneinander sein, was ich mit den wenig verfügbaren Setzstellen schwierig finde. 

- Es gibt keinen verzögerten Bolus, da muss mensch sich reinfinden und Taktiken entwickeln. 

- Noch ist keine Bedienung per App möglich.

- Es kommt vor, dass der Omnipod ausläuft, das kann zu Blutzuckerwerten außerhalb des Zielbereichs führen und frustriert. 



Habt ihr noch Fragen oder Anregungen? Ich freue mich über Kommentare hier oder bei Instagram unter dem Beitrag. 




ENG:


The Prologue: From self-built DIY loops


As a long-time Omnipod user, I was very excited about the Omnipod 5, which creates a loop system with the Dexcom G6. The launch was a long time coming in Germany and so I switched to a (not entirely legal) DIY system. The so-called DIY Loop increased my time in range and the many setting possibilities helped me in doing so. It also helped me to understand the way my body works even better. It was great for my diabetes management, but also a lot of trial and error and ultimately a lot of work. Compared to the effort without a loop system or even with pens alone, it was of course absolutely doable. 

Just sleeping through every night and (almost) always waking up with a pretty straight line at 90 or 100mg/dL was something that completely won me over. I could just go to bed after a pizza or a buffet with my blood glucose sitting way above my target and be sure that the loop would gently lower it while I slept (more or less) blissfully. But: I always had to have the small connecting piece (Riley Link) with me and, as I said, I had to keep trying and changing my settings frequently.


My initial expectations


This gets tiring over time. But if the loop is not properly adjusted to you and your needs, things can go dangerously wrong. Over time, I wished for a commercial system with an algorithm that would do all the fine-tuning by itself as long as I fed it with basic data. 

So this is bascically how I defined my expectations for the Omnipod 5. As my diabetologist and I agreed, it was more of a "cautiously positive" hope to finally be able to upgrade my beloved Omnipod into the league of commercial loop systems. Above all, I wanted quiet nights, because this is where I have the least influence (unless I don't want to sleep) and support in everyday life without having to correct or having to think a lot myself. I'm done doing the job of my pancreas alone. 


The Omnipod 5 in front of a field of flowers

The first days with the Omnipod 5 - or Pod 1 and 2


I consider myself very lucky that I was able to test the Omnipod 5 before the official launch in Germany thanks to Insulet Germany. For the launch of the system, I took part in an online training organized by Insulet. During the training, we started the first pod together. 

Before that, I had already gone through the settings with my diabetologist. If you want to know with which data the system needs beforehand, downloading the Omnipod 5 simulator app would be a great option for you. 


It is said that the first 2-3 pods need to learn for the algorithm and therefore react more hesitantly. I think it has helped that I have been able to "fine-tune" my diabetes management with the DIY Loop for the last few years. This gave me the feeling that things were going well for me from the first pod and that the settings and factors matched. 

Only the nights caused me problems at the beginning, although this is also complaining at a high level. 

I was hovering in the 130s (mg/dL) at night - as mentioned above, I was used to lower readings at night due to the DIY loop. After the 4th pod, things went much smoother and I regained confidence in the system. Even before I removed the last Omnipod from the test phase, I realized that this was going to be my new system. Two months later, I have now received approval for the Omnipod 5 from my health insurance provider and will soon be using it again. I can't wait!


The PDM (control unit) 

Pros & cons 


But what did I particularly like and where would I like to see improvements? You also asked me a few questions on Instagram, which I would like to respond to. So I'll give you a brief overview of the pros and cons: 


+ A very obvious plus (for me) is the lack of tubing. I've been wearing a patch pump for 9 years now and I want to keep it that way. 


+ The patch sticks very well for me and it is rather difficult to get the pod off my arm after three days.


+ With the Omnipod, the loop is located directly on the body thanks to the SmartTechnology and the control unit (PDM) doesn't have to be close to it all the time.


+ The needle is not visible during insertion and insertion is usually painless. It can always happen that I hit an inconvenient spot and it pinches a little, but that rarely happens.


+ The Omnipod is waterproof and can be under water for up to 60 minutes. But I've never had any problems even if it's been longer.


+ The sites can be saved when changing the Pod now, which I think is very practical! 


+ For me personally: The control unit (PDM) connects directly to the Dexcom G6, meaning I can simply leave my cell phone at home or have it out of reach for a while. A nice break for me. The app will be coming soon (it has just been approved in the USA).


+ As a result, I have never experienced disconnections.


+ There is an activity mode. However, I have not used this. 


+ There are rarely kinked or blocked catheters (in 9 years I have experienced this maybe twice). 


+ The PDM needs to be charged and no longer needs batteries. This may be annoying for some, but I simply charge the control unit overnight. 


+ I also got used to the size very quickly back in the day. Now I often have to check to see where the pod is located. I think that speaks for itself. 



- The Omnipod cannot be refilled or moved.


- You can no longer turn off all the alarm sounds. In theory, the idea is great that the Omnipod can alert for low levels whilst on the body, but in reality I just don't want to beep.

 

- The Omnipod 5 and the Dexcom G6 always have to be quite close to each other, which I find difficult with the limited number of available sites. 


- There is no extended bolus, so you have to find your way around and develop tactics. 


- Operation via app is not yet possible.


- Sometimes the Omnipod is leaking, which can lead to blood glucose values outside the target range and is frustrating. 



Do you have any questions or suggestions? Looking forward to your comments here or on Instagram.


Disclaimer: The Omnipod 5 system was kindly loaned to me for a test by Insulet Germany. The article is not commissioned and unpaid.