Insulea - Mein Leben mit chronischen Erkrankungen

Ein Blog über meinen Alltag mit Diabetes Typ 1, Asthma, POTS und Endometriose.

Diabetesstreber - wie viel Management ist eigentlich zu viel?


Noch vor einem Jahr war ich aufgrund meiner Blutzuckerwerte oft frustriert.
Mein Leben glich einem Freizeitpark, in dem ich die letzten Jahre nur Achterbahn gefahren bin.

Die Blutzuckerwerte waren trotz engmaschiger Kontrolle und eiserner Disziplin nicht zufriedenstellend, die vielen Kurven und Loopings machten mich müde und antriebslos.
Natürlich hängt das auch mit meiner Psyche zu der Zeit zusammen, darum geht es mir heute aber nicht.
Eher darum, dass ich mich in mein Diabetesmanagement regelrecht reingesteigert habe und schon der kleinste Ausrutscher nach oben oder unten meinen ganzen Tag verdorben hat.

einfach positiv bleiben, auch wenn es schwer fällt

Vermutlich musste ich einfach erst lernen, locker mit meinem Diabetes umzugehen, trotzdem stellt sich mir die Frage:

Kann man auch zu viel für eine gute Einstellung tun? Wie viel Management ist ZU viel?

Klar ist: Wir sollten unseren Diabetes beherrschen, nicht Diabetes uns.
So einfach ist das aber gar nicht, können schlechte Werte doch schnell deprimieren.
Zu allererst sollte man sich klarmachen, woher dieser Ausrutscher kommt.
Stress, Krankheit, verschätzt, unpassende Basalrate oder liegt es vielleicht doch am Wetterumschwung?
Nicht immer findet man heraus, warum die Blutzuckerwerte gerade nicht stimmen und das ist auch okay.
Wir sind nun mal keine Maschinen, die immer gleich laufen und meist eine Bedienungsanleitung besitzen.
Jeder von uns hat eine genau so individuelle Einstellung wie einen Fingerabdruck, auch wenn Parallelen erkennbar sind.
Der Wert lässt sich auch sicher nicht ändern, wenn man grübelt, bis der Kopf raucht und sich dazu auch noch schwärz ärgert.
Was geschehen ist, lässt sich nicht ändern, wissen wir. Warum also sich aufregen, bis der Blutzuckerwert neue Höhen erreicht?
Lieber korrigieren oder ein paar Gummibärchen naschen und einfach weitermachen.
Der Wert oder die blöde Phase sollte natürlich vermerkt werden, damit es auch auffällt, wenn sich solche Situationen häufen.

Ein gutes Management ist das, das quasi von selbst läuft. 
Wo man Insulin abgibt und sich manchmal darüber wundert, wie automatisch das alles passiert, ganz ohne Nachdenken.
Nachdenken ist eigentlich nur nötig, wenn es nicht so gut läuft.
Dann am Besten nicht allein, sondern zusammen mit dem Diabetologen oder unserer Dedoc Community.
Manchmal kommt man allein einfach nicht auf die simpelsten Ideen, bei mir zum Beispiel war das ein längerer Spritz-Ess-Abstand.

by Emma Carey

Kurz nach meiner Diagnose hatte ich das Gefühl, nie wieder zufrieden mit mir sein zu können.
Ich fand Bilder wie Dieses und fühlte mich auf eine unglückliche Weise verstanden.
Heute weiß ich natürlich, dass das Quatsch ist - perfekt sein wäre furchtbar langweilig und ich bin momentan sehr zufrieden mit mir und meinem Leben. Und so irgendwie auch mit meinem Diabetes.

Ich habe gemerkt, dass mir der ganze Stress um perfekte Blutzuckerwerte zusetzt und ich mich nicht mal mehr freuen konnte, wenn die Werte einen Tag lang wirklich im Rahmen blieben.
Es ist definitiv zu viel, wenn man jeden schlechten Wert sofort korrigieren will und beim kleinsten Anzeichen von Unterzucker in Panik gerät.
Zum Glück habe ich es mithilfe des Libres geschafft, endlich etwas entspannter zu werden.
Ich habe gelernt, dass ich meinem Gefühl vertrauen kann.
Und das tut auch meinen Werten gut.